Die Sparbausteine: Jeder Altbau hat andere Potenziale

Wie viel Heizenergie würde wohl eine bessere Dachdämmung sparen? Und was würde ein neuer Heizkessel bringen? Solche Fragen gehen vielen Altbaueigentümern durch den Kopf. Könnten sie sich selbst den Sparerfolg ausrechnen, würden sie wahrscheinlich auch eher in Energiesparmaßnahmen investieren.

Jeder Energiefachmann weiß aber, wie schwer es ist, verlässliche Einsparprognosen zu machen. Energieberater berechnen die Spareffekte einzelner Maßnahmen mit aufwendigen mathematischen Methoden. Die eigentliche Berechnung übernimmt zwar der Computer. Davor steht aber eine sogenannte Gebäudeanalyse an. Der Energieberater muss dafür die U-Werte sämtlicher Bauteile der Gebäudehülle ermitteln, alle Bauteilflächen aufmessen und die Energieverluste der Heizung beziffern. Das Ergebnis sind Hunderte Daten, aus denen mithilfe eines Computerprogramms die Einsparpotenziale berechnet werden.

Aber können Altbaueigentümer ohne Gebäudeanalyse wirklich nur ins Blaue raten, was bestimmte energetische Maßnahmen bringen würden? Und kann nur ein Energieberater seriös vorhersagen, wie viel Heizenergie zum Beispiel eine dickere Dachdämmung oder ein neuer Heizkessel einsparen würden?

Die LBS-Energie-Sparbausteine bieten einen Mittelweg. Sie erlauben zwar keine fundierte Berechnung der Einsparpotenziale bei einer energetischen Modernisierung, aber immerhin eine deutliche Annäherung daran.

Einsparpotenziale sind von Haus zu Haus verschiedenartig

Genauso wie ein Fingerabdruck ist auch jeder Altbau einzigartig. Das hat drei Ursachen:

  • Erstens sind fast alle älteren Wohnhäuser individuell gebaut worden.
  • Zweitens sind viele Altbauten teilmodernisiert. Deshalb kann zum Beispiel der Wirkungsgrad einer Heizungsanlage in dem einen Altbau ganz passabel sein und im anderen extrem schlecht.
  • Drittens wurden viele Gebäude im Laufe der Zeit umgebaut, ausgebaut oder erweitert - etwa durch einen Ausbau des Dachgeschosses oder einen Wintergartenanbau.

Jede Bauepoche hat in der Vergangenheit bestimmte Gebäudetypen hervorgebracht; aber auch äußerlich ähnliche Altbauten aus einer Bauepoche haben höchst unterschiedliche Einsparpotenziale.

Weil jeder Altbau anders ist, hat auch jede Modernisierungsmaßnahme einen von Haus zu Haus unterschiedlichen Spareffekt. Eine Außenwanddämmung kann bei dem einen Altbau 25 Prozent Heizenergie sparen, bei dem anderen aber nur zehn Prozent. Die vollmundige Versprechung in vielen Broschüren "Spart bis zu soundso viel Prozent Energie" ist deshalb eine nichtssagende Formel. Denn es kommt immer auf das jeweilige Gebäude an.

Bandbreiten der Einsparpotenziale

Es hat sich aber auch gezeigt, dass es bei den Einsparpotenzialen Grenzen gibt - nach unten wie nach oben.

Die Untergrenzen bei der Verbesserung des Wärmeschutzes der Gebäudehülle basieren auf der Energieeinsparverordnung, die viele Mindeststandards vorschreibt wie etwa Untergrenzen bei den U-Werten von Außenbauteilen.

Auch beim Einbau energiesparender Haustechnikanlagen wie Brennwertkessel, Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung und thermischen Solaranlagen gibt bei nahezu jeder Modernisierung gewisse Mindesteinspareffekte.

Die Obergrenzen für die Einsparpotenziale beruhen auf praktischen Erfahrungswerten, die in vielen Modellprojekten und Wettbewerben für energetisches Modernisieren gewonnen wurden. Auch diese Obergrenzen gelten nicht immer, aber doch bei den meisten energetischen Modernisierungen.

Daher wird jedem Baustein eine bestimmte Einspar-Bandbreite zugeordnet. Für Außenwanddämmungen zum Beispiel liegt sie zwischen 10 Prozent und 25 Prozent Heizenergieersparnis. Diesselbe Einspar-Bandbreite hat eine Heizungsmodernisierung.

Die Sparpotenzial-Bandbreiten sind für unmodernisierte Altbauten typisch, die einen jährlichen Heizwärmebedarf von mindestens 200 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche haben und in denen eine veraltete Heizungsanlage mit einem Jahresnutzungsgrad von weniger als 85 Prozent steht (bezogen auf den Brennwert von Erdgas und Heizöl). Zum Vergleich: Ein neues Wohnhaus kommt heute mit etwa 70 Kilowattstunden aus und moderne Brennwertkessel erreichen im Maximum einen Jahresnutzungsgrad von etwa 95 Prozent.

Wie sich Einsparpotenziale abschätzen lassen

Warum aber sparen neue Dreischeibenfenster in Altbau A fünf Prozent und in Altbau B 15 Prozent Heizenergie? Und warum bringt eine neue Brennwertheizung im einen Haus 25 Prozent Ersparnis und im anderen nur zehn Prozent? Darauf gibt es keine ganz einfachen Antworten, aber es steckt auch keine Geheimwissenschaft dahinter.

Im Grunde entscheiden immer nur einige wichtige Gebäude- und Haustechnikmerkmale darüber, wie viel sich mit jedem Baustein einsparen lässt. Ein wichtiger Anhaltspunkt für den Spareffekt von Dreischeibenfenstern ist zum Beispiel der Anteil der Fenster an der beheizten Gebäudehülle. Das verdeutlicht folgender Vergleich.

Siedlungshäuser aus den 1950er- und 1960er-Jahren haben meist kleine Fenster, die zusammengenommen nur fünf bis zehn Prozent der Gebäudehülle ausmachen. Deshalb hat in diesen Häusern der Einbau hocheffizienter Dreischeibenfenster einen eher geringen Spareffekt.

Ganz anders ist das bei Siedlungshäusern aus den 1970er-Jahren. Damals waren große Panorama-Fenster beliebt. Die Fenster machen meist mehr als zehn Prozent der Gebäudehülle aus. Ein Austausch gegen moderne Dreischeibenfenster bewirkt hier einen größeren Spareffekt.

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