Bausteingruppe Wärmeschutz: Warum Dämmen am meisten spart

Eine lückenlose Wärmedämmung und neue Dreischeibenfenster sparen abhängig vom Ausgangszustand des Gebäudes 30 bis 50 Prozent Heizwärme.*

* Energiefachleute unterscheiden zwischen dem Heizwärmebedarf und dem Heizenergiebedarf eines Hauses. Der Heizwärmebedarf umfasst lediglich die benötigte Energie zum Beheizen des Hauses (ohne Heizkesselverluste). Der Heizenergiebedarf bezieht sich auf die Energie für Heizung und Warmwasser einschließlich der Energieverluste des Heizkessels und der elektrischen "Hilfsenergie" für Heizkessel und Pumpen.

In der Fachsprache von Energieberatern gibt es Begriffe, die einem Laien erst erklärt werden müssen. "Transmissionswärmeverluste" ist ein solcher Begriff. Man kann ihn mit Durchlasswärmeverluste übersetzen. Diese Energieverluste sind für alle Hauseigentümer, die energetisch modernisieren wollen, ein wichtiges Thema. Das verdeutlicht ein einfaches Beispiel.

Die Hülle macht den Unterschied

Dass heißer Kaffee in einer Glaskanne spätestens nach einer Stunde kalt ist, liegt an den Transmissionswärmeverlusten. Das die Wärme gut leitende Glas hat in dieser Zeit die gesamte Wärme des Kaffees an die kühlere Raumluft abgegeben.

Dasselbe passiert im Prinzip im Winter in ungedämmten Häusern. Die Wärme aus der aufgeheizten Raumluft verschwindet binnen kurzer Zeit durch Wände, Fenster, Decken und Dach nach draußen. Damit das Haus nicht auskühlt, muss die Heizung ständig Wärme nachliefern. Ein ungedämmtes Haus verliert im Winter 70 bis 80 Prozent der vom Heizkessel erzeugten Wärme durch Transmissionswärmeverluste. Der Rest entfällt aufs Lüften und die Abwärme des Heizkessels.

Aber noch einmal zurück zum Beispiel Kaffeekanne. Es gibt eine Alternative zum "Energieverschwender" Glaskanne: die Isolierkanne. Darin bleibt heißer Kaffee stundenlang warm - ganz ohne Energiezufuhr. Das liegt an der Vakuumdämmung der Kanne. Ein luftleerer Spalt in der Kannenwand wirkt wie eine Sperre gegen Transmissionswärmeverluste.

Es liegt auf der Hand, welche der beiden Kaffeemaschinen weniger Energie verbraucht. (Foto: Severin)

Was im Kleinen bei der Isolierkanne funktioniert, ist im Großen auf die Gebäudehülle eines Hauses übertragbar. Je besser ein Haus gedämmt ist, desto länger hält sich die Wärme in den Räumen, ohne dass ständig nachgeheizt werden muss.

Die meisten älteren Häuser ähneln wegen fehlender Dämmung leider der Glaskanne. Das zeigen im Winter aufgenommene Wärmebilder. Die Wärmebildkamera macht sichtbar, was das menschliche Auge nicht sehen kann: „heiße“ Bereiche in den Außenwänden und Fenstern, am Gebäudesockel und im Dach. Solche Häuser verschleudern teure Heizenergie und wärmen mehr die Umgebung des Hauses als ihre Bewohner.

Ungedämmtes Haus aus dem Jahr 1960 mit Einscheibenfenstern.

Die roten und gelben Flächen des Wärmebilds signalisieren „heiße” Fenster und Wände. (Foto: E-Haus Ing.-Büro Wettenberg)

Damit die Wärme im Haus bleibt, ist eine gute Dämmung unabdingbar. Deshalb führen die ersten fünf LBS-Energie-Sparbausteine zu einer lückenlos gedämmten Gebäudehülle. Eine gute Wärmedämmung von Außenwänden, Dach und Kellerdecke sollte bei einer energetischen Modernisierung an erster Stelle stehen. Ebenso der Austausch älterer Isolierglasfenster. Denn moderne, dreifachverglaste Fenster dämmen drei- bis viermal besser.

Dasselbe Haus mit gedämmter Fassade und Dreischeibenfenstern.

Die grünen und blauen Flächen zeigen „kalte” Fenster und Wände - ein deutlicher Unterschied. (Foto: E-Haus Ing.-Büro Wettenberg)

Das Passivhaus beweist: Wärmedämmung wirkt

Manche Leute warnen vor einer zu starken Wärmedämmung der Gebäudehülle - meist mit dem Argument, das könne leicht zu Bauschäden führen. Solchen Behauptungen steht die Tatsache entgegen, dass es heute in Deutschland rund 20.000 sogenannte Passivhäuser gibt. Neubauten dieser Bauart benötigen nur etwa ein Zehntel an Heizwärme wie ein durchschnittlicher Altbau, nämlich maximal 15 Kilowattstunden oder umgerechnet ca. 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr.

Das Passivhaus ist als "1,5-Liter-Haus" deshalb so energiesparend, weil seine Gebäudehülle extrem gut gedämmt ist. Die Dämmschichten sind gewöhnlich mehr als 25 Zentimeter stark. Passivhäuser sind der Beweis, dass auch bei dickster Dämmung keine Bauschäden auftreten, wenn die bauphysikalischen Regeln befolgt werden.

Passivhäuser wie dieses Mehrfamilienhaus sind durch eine dicke Dämmung und hochdämmende Dreifachglasfenster gegen Wärmeverluste optimal geschützt.

Bei älteren Häusern setzen oft Balkone, Dacherker und Anbauten der nachträglichen Wärmedämmung Grenzen. Aber auch schon eine halb so dicke Dämmung wie bei Passivhäusern bewirkt bei ungedämmten Altbauten, dass sie bis zu 50 Prozent Heizenergie sparen.

Wärmebrücken: kleine Leckstellen mit großer Wirkung

Noch einmal zurück zum Beispiel der energiesparenden Isolierkanne. Dreht man den Deckel nicht ganz zu, wird der Kaffee wegen dieses Lecks in der Isolierung trotzdem schnell kalt. So ist es auch bei einem rundum gedämmten Gebäude. Die beste Dämmung nützt wenig, wenn an Wärmebrücken wie zum Beispiel an alten Rollladenkästen oder über luftdurchlässige Ritzen in der Dachdämmung die Wärme verloren geht.

Richtig gut gedämmt ist ein Haus erst dann, wenn es auch keine Wärmebrücken hat und wenn insbesondere der Dachstuhl luftdicht ist. Erst dann bleibt die Wärme wirklich da, wo sie hingehört: im Haus.

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