Baustein Energienutzung. Wie viel energiebewusstes Verhalten spart

Achtsame Energienutzung spart zusätzlich 10 bis 20 Prozent Heizenergie und Strom.

Manchmal kommt es vor, dass nach einer Modernisierung die Energieersparnis geringer ausfällt als erwartet. Das kann daran liegen, dass die Bewohner wegen der verbesserten Energieeffizienz weniger sparsam mit Energie umgehen. Energiefachleute bezeichnen dieses Verhalten als "Rebound-Effekt", was sich mit Rückpralleffekt übersetzen lässt.

Dieses Phänomen lässt sich am Beispiel eines neuen, sparsameren Autos gut erklären. Weil es deutlich weniger verbraucht als das bisherige Modell, fährt der Besitzer vielleicht mehr und auch schneller als früher, da die Treibstoffkosten pro Kilometer geringer sind. Das Sparpotenzial wird also nicht voll genutzt oder es wird sogar mehr Treibstoff verbraucht als vorher. Einen solchen Rebound-Effekt haben Statistiker im Wohnungsbestand bei der langfristigen Entwicklung des Raumwärmebedarfs festgestellt.

Der Rebound-Effekt bei der Raumwärme

In den vergangenen vier Jahrzehnten sind die Wärmeschutzvorschriften für Neubauten ständig verschärft worden. Einerseits mit Erfolg, denn der Raumwärmebedarf pro Quadratmeter Wohnfläche ist von 1975 bis heute von rund 250 Kilowattstunden auf etwa 150 Kilowattstunden gesunken.

Ein ganz anderes Bild ergibt sich aber, wenn man den Raumwärmebedarf pro Person betrachtet. Der war 2005 mit rund 7.500 Kilowattstunden sogar etwas höher als 1975. Derzeit hat man in Deutschland wieder den Verbrauch von 1975 erreicht.

Die Ursache für diesen Rebound-Effekt ist der Zuwachs an Wohnfläche. Seit 1975 ist die durchschnittliche Wohnfläche pro Person von 30 Quadratmetern auf heute rund 46 Quadratmeter angestiegen. Obwohl zwischen 1975 und heute nicht nur Neubauten, sondern auch viele Altbauten energieeffizienter geworden sind, hat das gleichzeitige Wohnflächenwachstum dazu geführt, dass es absolut gesehen zu keiner Energieersparnis gekommen ist.

Auch nach einer energetischen Modernisierung kann ein Reboundeffekt eintreten, beispielsweise wenn im Winter die Raumtemperatur höher eingestellt wird als früher, mehr Räume beheizt werden, länger als nötig gelüftet wird, Warmwasser sorgloser verbraucht wird, Beleuchtung, Fernseher und Computer länger eingeschaltet bleiben oder zusätzliche Elektrogeräte angeschafft werden.

Achtsame Energienutzung als i-Tüpfelchen

Umgekehrt steckt im Umgang mit Energie ein nicht zu unterschätzendes zusätzliches Sparpotenzial. Experten schätzen den Einspareffekt durch energiebewusstes Verhalten auf 10 bis 20 Prozent. Das gilt auch für energetisch modernisierte Häuser. Was ist dazu konkret nötig? Es sind viele kleine Mosaiksteine, aus denen sich energiebewusstes Verhalten - oder treffender achtsame Energienutzung - zusammensetzt.

Zum achtsamen Umgang mit Energie gehört, während der Heizperiode beim Lüften der Räume die Fenster nicht übermäßig lange geöffnet zu lassen.

Mosaiksteine zum achtsamen Heizen sind zum Beispiel

  • nur die Räume zu beheizen, die auch benutzt werden
  • die Raumtemperatur nur so hoch wie zum Wohlbefinden nötig einzustellen
  • an schönen Tagen im Winter durch die Fenster einfallende Sonnenwärme zu nutzen.

Zum achtsamen Umgang mit Strom gehören

  • Elektrogeräte immer auszuschalten, wenn man sie nicht mehr benutzt
  • Räume nur während des Aufenthalts zu beleuchten
  • bei der Anschaffung neuer Geräte auf einen niedrigen Energieverbrauch zu achten.

Für Technikbegeisterte gibt es als „intelligent” bezeichnete Geräte, die eine achtsame Energienutzung unterstützen. Das sind zum Beispiel Thermostate mit einem Zeitprogramm und einer Schließautomatik, wenn das Fenster darüber zum Lüften geöffnet wird. Oder Leuchten mit eingebautem Bewegungsmelder, was im Keller oder anderen selten benutzten Räumen bequem und energiesparend ist.

Achtsame Energienutzung ist in einem Energiesparhaus wie das Tüpfelchen auf dem i. Und was das Beste ist: Sie verursacht wenig oder gar keine Kosten.

Zurück